Färberwaid, Knabenurin und Seide

Gestern habe ich endlich mal meinen Färberwaid geerntet, der schon sehnlichst darauf gewartet hat. Zwei Triebe habe ich stehen lassen, um im Herbst wieder Samen zu bekommen.

Normalerweise, oder traditionellerweise, wird mit Waid eine Färbeküpe angesetzt. Man nehme die Waidblätter (oder das extrahierte Indigo) und tue es in einen Behälter mit Menschenurin (man sagt Knabenurin erzeuge die schönsten Blautöne), und lasse es zwei bis vier Wochen fermentieren (bei warmem Wetter geht es schneller). Es wird allerdings davon abgeraten, dieses in einer städtischen Umgebung zu machen, und es sei auch nicht so einfach, den strengen Geruch aus der Faser herauszubekommen. Also kein tiefes dunkelblau für mich.

Ich habe allerdings auch gelesen, dass man mit Waid auch wie mit Färberknöterich vorgehen kann: Blätter klein hacken, in Wasser mit Essigessenz, ordentlich durchkneten, Blätter abseihen, Faser rein, immer wieder an die Luft bringen (der Blauton entsteht durch Oxidation). Also habe ich das ausprobiert, mit einem weißen Seidenstoff.

Frisch geernteter Waid aus dem eigenen Garten

410 Gramm frische Blätter hat es ergeben

Die kleingehackten Blätter habe ich mit 3 Litern Wasser und 50 ml Essigessenz schön durchgeknetet -
natürlich mit Handschuhen, sonst wären meine Hände auch schön blaugrün...

Das Ganze habe ich durch ein Seihtuch gegossen; so sind alle Blattreste aus dem Sud raus

Der Sud war tief dunkelgrün, die Seide war zunächst giftgrün

Beim Trocknen - die Seide ist schön mintgrün geworden

Dann noch mal spülen..

Unten rechts ist das Ergebnis der Färberei.
Zum Vergleich: Unten links ist mit Färberknöterich gefärbte Seide, oben ungefärbte. 

Im Wohnzimmer steht jetzt ein Strauß mit Waidblüten - die waren mir zu schade für den Kompost


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