Markt, Sekt und der neue Edelstahl Hobel

Gestern und Vorgestern war Georgimarkt in der Tübinger Altstadt. Es war nun mein dritter Markt, und auch wieder eine schöne Erfahrung. Mein Stand war in der Kirchgasse, also sehr gut gelegen, um Laufkundschaft abzugreifen.

Den Stromkasten habe ich mit einer meiner Stoff Seitenwände
abgehangen, damit er nicht so hässlich hervorlugt...
Wie der Martinimarkt im Herbst ist der Georgimarkt auch eher ein Krämermarkt, also nicht wirklich passend für meine Produkte. Aber schräg gegenüber war auch eine Kunsthandwerkerin; sie hat große Holzfiguren verkauft.

Neben mir war ein Stand, der Reiben und Schäler verkauft hat. Die beiden Verkäufer an dem Stand haben stundenlang den "neuen Edelstahl Hobel" demonstriert, der "acht mal schneller als jeder anderes Küchengerät reibt". Ich habe die Ausdauer der beiden durchaus bewundert, aber schon nach ein paar Stunden kannte ich den kompletten Text auswendig. Obwohl am zweiten Tag der Text offensichtlich für die Schwaben angepasst wurde: Dienstags hat man den Käse über die Lasagne oder die Pizza gerieben, und am Mittwoch kam der auch auf Käsespätzle. Wenn man da die ganze Zeit gezwungenermassen mithört, bekommt man so etwas mit...

Es schien tatsächlich mal die Sonne zwischen den Hausdächern durch!
Bei meinem Stand haben wieder sehr viele Leute geguckt und meine schönen Produkte gelobt. Die Hasenkarten waren beliebt, ich habe die Hälfte von ihnen verkauft. Eine Kleinigkeit wird gerne mal mitgenommen, die höherpreisigen Sachen nur selten. Obwohl ich Dienstag Nachmittag die Preise so angepasst hatte, dass außer den Biobaumwollröcken alles unter 30 Euro kostet. Aber meine Postkarte wurde viel mitgenommen. Mein Shop ist auch wieder online; es bleibt also abzuwarten, ob vielleicht doch noch jemand dann online einkauft.

Finanziell gesehen war der Georgimarkt mein bisher schlechtester Markt. Wettertechnisch war es der beste: zwischenzeitlich habe ich sogar Sonne abbekommen. Das war sehr angenehm, nachdem es morgens doch noch recht kühl war.


Ich habe nun für mich beschlossen, dass ich nur noch auf Kunsthandwerksmärkte gehe. Es war sicherlich sinnvoll, auf dem Georgimarkt zu sein; so kann ich bekannter werden unter den Tübingern (und womöglich auch Touristen). Aber ich möchte auch mal auf einem Markt sein, wo Leute keine Billigpreise erwarten. Eine Dame hat zu mir gesagt, meine Beutel seien viel zu teuer; sie verkaufe Patchworktaschen auf dem Basar für 18 Euro, das gehe. Die Tasche, die sie mir gezeigt hat, hat sicherlich mindestens eine Stunde gedauert zur Herstellung. Da frage ich mich dann: hat die Dame keine Materialkosten? Keine Gewerbeanmeldung? Keine Lizenzgebühren laut Verpackungsverordnung? Keine Steuererklärung zu schreiben? Keine Scherereien mit der Handwerkskammer? (Apropos Handwerkskammer: die haben mir inzwischen eine Beitragsrechnung geschickt, gegen die ich Widerspruch eingelegt habe, denn laut §113 der Handwerksordnung muss ich keine Beiträge zahlen, da ich unter 5200€ Umsatz im Jahr mache. Bin mal auf die Reaktion gespannt.).

Die Seitenwände brauchte ich bei dem schönen Wetter nicht
Natürlich könnte ich mehr verkaufen, wenn meine Sachen günstiger wären. Aber dann kann ich's auch gleich bleiben lassen, weil es sich dann einfach überhaupt nicht mehr lohnt. Und ich möchte natürlich auch, dass meine Sachen eine gewisse Wertschätzung erfahren. Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft, in der so etwas primär monetär passiert. Obwohl ich auch eine sehr schöne Erfahrung hatte mit einem Mann, dem das eingerahmte Bild mit dem Frosch auf Anhieb gefallen hat. Er hat nach dem Preis gefragt, und nur kurz überlegt, ob er es sich leisten kann. Da war keinerlei Abwägung dabei, ob es so viel überhaupt wert sei. Solch Erfahrungen machen Spaß. Denn was etwas Wert ist, weiß doch heutzutage sowieso kaum noch jemand...

Die Röcke konnte man schon von weitem bewundern
In die Richtung hatte ich auch eine nette Unterhaltung mit dem Kollegen/Freund meiner Holzbearbeiterin von schräg gegenüber. Der hat mir Mittwochmorgen um 11 Uhr Sekt angeboten. Nachdem ich am Dienstag früh schon beobachtet hatte, wie griesgrämig wirkende ältere Kissenverkäuferinnen schon um 9 Uhr eine Flasche Sekt aufgemacht haben, und die Hobler mittags den Sekt aufgemacht haben, hatte ich auch nichts dagegen. Als er morgens kam, hatte er eine Trompete dabei, und ist dann aber erst noch mal weggelaufen. Währenddessen hat die Dame vom Hobelstand die Holzbearbeiterin gefragt, ob er denn vor habe zu trompeten, weil das sei ja nicht angemeldet, und dann würde sie sich beim Marktmeister beschweren. Jaja, beim Markt spielen sich teilweise Dramen ab... Jedenfalls hat der gute Mann sich natürlich über dieses Echauffieren lustig gemacht. Aber er hat erzählt, dass ihn bei manchen Märkten auch schon das Pfeifen verboten wurde (als er an der Bandsäge zugange war, hat er fröhlich gepfiffen). Das Meckern ist und bleibt wohl des Deutschen erste Bürgerpflicht...

Eingepackt für die Nacht
 So, genug sinniert... Die Röcke kommen in den Online Shop sobald ich Produktfotos gemacht habe. Dafür brauche ich allerdings noch Assistenz, weil es mit Stativ und Selbstauslöser doch ein bisschen mühselig werden könnte...

Mein nächster Markt ist jedenfalls der Kunstmarkt rund ums Tübinger Nonnenhaus am 21. Juni. Und weitere Marktteilnahmen sind in Planung.


Auf dem Heimweg

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