Bioröcke, oder: Biobaumwolle und die Textilkennzeichnungsverordnung

Heute habe ich zwei Röcke aus Biobaumwolle genäht. Dabei habe ich mich dann noch mal mit der Textilkennzeichnungsverordnung auseinandergesetzt. Baumwolle darf nur Baumwolle heißen, und nicht Bio-Baumwolle oder Biobaumwolle. Und ob der Begriff "Bio-Baumwolle" überhaupt rechtlich geschützt ist, darüber scheiden sich die Geister. Nun gut, wer möchte, darf meine Rechnungen einsehen; wo ich Bio draufschreibe, ist auch Bio drin.

Wie dem auch sei, Textilkennzeichnung ist Pflicht, und es muss "Baumwolle" heißen. Praktischerweise habe ich noch ein paar Etiketten übrig gehabt, auf denen "100% Baumwolle" drauf steht.

Hinten drauf steht "Made in Germany"

Die Pflegeanleitung ist auch nicht verkehrt. Man darf auch heißer bügeln, aber das ist ja nicht so schlimm. Für den zweiten Biorock kann ich so ein Etikett aber nicht nehmen; da ist pflanzengefärbte Baumwolle dran, für die der Hersteller nur Handwäsche empfiehlt. Logisch, pflanzliche Farbstoffe sind einfach nicht so beständig wie chemische. Also habe ich ein kleines Etikett geschrieben, mit Edding auf Nahtband. Sieht nicht sonderlich professionell aus, aber damit erfülle ich meine gesetzliche Pflicht.



Nach dem kleinen Exkurs in die Bürokratie, hier die Fotos von den fertigen Röcken: 

Der dunkelblaue Stoff ist das Baumwoll-Hanf-Gemisch, aus dem Klaus' Geburtstagshemd ist

Abgesetzt habe ich den Rock mit einem hübschen Fischchen Stoff

Der Kolibri ist aus Biosegeltuch; der Hintergrund aus farbig gewachsener Baumwolle

Abgesetzt ist der Rock mit einem pflanzengefärbten Stoff
(ich gehe davon aus, dass es Krapp und Zwiebelschale sind)

Ach ja, und das die Stoffe GOTS zertifiziert sind, darf ich auch nicht drauf schreiben, weil ich als Verarbeiterin nicht GOTS zertifiziert bin. Das lohnt sich für mich finanziell natürlich nicht. Da sind die ganz kleinen mal wieder außen vor. 

A propos kleine Hersteller ausgrenzen: ich habe kürzlich von der Plattform Avocado Store erfahren. Da werden nachhaltige Produkte angeboten. Da dachte ich mir, super, da kann ich ja dann meine Biobaumwollprodukte auch anbieten. Bis ich die Konditionen erfahren habe: 65 Euro Anmeldegebühr, 15 Euro monatliche Angebotsgebühr und 15% Verkaufsprovision. Als Kleinstproduzent lohnt sich das natürlich nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass 15% Verkaufsprovision einfach nur dreist ist. DaWanda nimmt 5%, das finde ich ok. Aber 15% ist wirklich übertrieben. Und so arbeitet die Plattform natürlich auch gegen das, was sie angeblich fördern möchte. Denn, sie wollen "kleine Betriebe" und "regionale Wertschöpfung" anbieten. 

Aber genug gewettert. Ich weiß immer noch nicht, ob ich beim Georgimarkt am 1. und 2. April sein werde; anscheinend hat das Gewerbeamt meine Bewerbung verschlampt. Aber die Dame am Telefon sagte, der Marktmeister werde sich bei mir melden. Was er noch nicht getan hat. Aber es ist vielleicht auch ein bisschen viel verlangt, wenn man am Freitag um 10 im Amt anruft, und noch am selben Tag einen Rückruf erwartet... Die Dame meinte, sie könne ja den ganzen Ordner noch mal durchgehen, aber die Leute seien ja alle erfasst, und haben dementsprechend Post erhalten. Gut zu wissen, dass das Gewerbeamt noch analog arbeitet. Bloß nicht zu viel Arbeitserleichterung durch Digitalisierung...

Zu guter letzt, um den Eintrag nicht ganz so frustriert enden zu lassen, noch ein Foto von einem Loop, den ich mir kürzlich genäht habe:

Außen ist gemusterter Jersey, innen einfarbiger Fleece

Was meint ihr: soll ich (ggf.) für den Georgimarkt auch Loops nähen? Kaufen Leute Anfang April noch mit Fleece gefütterte Schals?



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